Storchenberingung in Puls
Wie ein kleines Dorffest wurde die Beringung von drei Jungstorchen in Puls gefeiert. 100 Einwohner beobachteten die Arbeit des Weißstorchgebietsbetreuers örg Heyna auf dem IHof von Uwe Boie, wo sich seit rund 100 Jahren Störche zu Hause ühlen.
Per Hubwagen beförderte sich Heyna dem Horst, in dem die Storchenmutter angespannt ihren Nachwuchs bewachte. Als diese dann doch das Nest verließ, hob der Storchenexperte die jungen Tiere vorsichtig aus dem Horst. Wieder unten angekommen, legte er den Storchennachwuchs auf einen Tisch. Mit Wasser und einer Bürste reinigte er den schwarzen Schnabel der Jungstorche. ,,Wird das nicht gemacht, verklebt der Schnabel so sehr, dass die Tiere keine Nahrung mehr aufnehmen können“, erklarte er den Zuschauern. Kemmentar eines Kindes: ,,Das ist ja wie Zahne putzen.“ Ehe Heyna die Beringung vornahm, erklarte er, dass die jungen Vogel in dem Moment, in dem ein Feind — in diesem Falle der Beringer an ihrem Nest auftaucht, in eine Art Schockstarre fallen.
,,Den Kleinsten nehme ich vorsorglich mit und bringe ihn in die Aufzuchtstation nach Bergenhusen.“ Jörg Heyna Ehrenamtlicher Storchenbetreuer Das, so Heyna, nenne man
Akinese. ,,Urn den geringsten Anreiz fiir den Feind zu bieten, drücken sich die Tiere flach und regungslos in lhr Nest und teuschen so den Tod vor.“ In dieser Phase könne den Tieren problemlos der ELSA-Ring (European Laser Signed Advanced Ring) unterhalb vom Sprunggelenk angebracht werden. Das sei der ,,Personalausweis ür Storche“. ,,Die Ringnummern, die neben einer Nummer und Anschrift auch die E-Mail-Adresse der Storchenwarte Wilhelmshaven enthalten, können mit einem Teleskop bis auf etwa 200 Meter Entfernung abgelesen werden“, erklärte Heyda. Dadurch lasse sich der Lebenslauf der Tiere, deren Ansiedlung oder mit welchem Partner sie sich gerade irgendwo aufhalten, leicht feststellen.
Ein Großteil der Störche überlebe jedoch nicht. Insbesondere in diesem Jahr seien die lang anhaltende Kälte und Nässe Schuld. ,,Viele Bruten sind dadurch gescheitert. Junge Tiere kühlen wegen der noch fenlenden Daunen schnell ans“, so Heyna. Aber auch das warme, trockene Wetter sei für Weißstörche oft tödlich, da die Tiere wegen der langen Trockenheit nur ungenügend Nahrung finden. ,,Erste Jungtiere sind bereits gestorben“, bedauert Heyna, der auch im Pulser Horst einem toten Jungstorch entdeckte.
Der Beringung schloss sich die Begutachtung des Gefieders und das Wiegen an. Um die 3000 Gramm bringe jeder einzelne Jungstorch normalerweise auf die Waage. Der rund ünf Wochen alte Nachwuchs in Puls wog wogen jedoch nur zwischen 1950 und 2880 Gramm. ,,Den Kleinsten nehme ich vorsorglich mit und bringe ihn in die Aufzuchtstation nach Bergenhusen.“ Dennoch sei es ein gutes Storchenjahr, betonte der Experte. 380 Paare hätten allein in Schleswig-Holstein gebrütet, im Vorjahr waren es noch 350 Paare.